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 Ausstellung. Reiternomaden in Europa

Vor langer Zeit - im frühen Mittelalter etwa - gab es in Mitteleuropa immer wieder Nomadenvölker. Die berittenen Händler und Krieger kamen über weites Steppenland aus Eurasien bis nach Niederösterreich. Sie wanderten mit all ihrem Hab und Gut über die "Völkerautobahn" zwischen Mongolei und Karpatenbecken.

Die Ausstellung Reiternomaden in Europa ist beendet. Vorschau 2023. Kind Sein. Behütet oder schutzlos? Beflügelt oder unterdrückt? Neugierig oder ohnmächtig? Ab 13. Mai 2023

Eine komplette Übersicht der publizierten Themen, Aktualisierungen etc. findet man in der Chronologie.

Ausstellung. Reiternomaden in Europa

Geöffnet:

Montag bis Freitag 

09:00 - 17:00 Uhr

Samstag, Sonn- und Feiertage 09:00 - 18:00 Uhr

Adresse:

Schallaburg 1, 3382 Schallaburg

Telefon: +43 (0) 2754 63170


Ausstellungsdauer: 09.04.2022 – 06.11.2022


Eintrittskarten, Führungen, der Escape Room und das Bogenschießen können im Online-Shop, telefonisch, per E-Mail oder an der Tageskasse vor Ort gekauft werden.

Eintrittspreise:

Erwachsene: 12,00 €; ermäßigt (Senioren und Seniorinnen, Studierende bis 26 Jahre, Präsenz- und Zivildienende, Lehrlinge, Menschen mit Behinderung) 11,00 €.


Führungen (Dauer ca. 75 Minuten): 4,00 € + Eintrittspreis.

Montag bis Donnerstag: 10:00, 11:00, 13:00, 14:00 Uhr.

Freitag: 10:00, 11:00, 13:00, 14:00, 15:00 Uhr.

Samstag, Sonntag und Feiertag: 10:00, 11:00, 13:00, 14:00, 15:00, 16:00 Uhr.


Web: https://www.schallaburg.at/de

Fotogalerie

Video

Escape Room (Dauer 90 Min.) 150,00 €

Pauschalpreis inklusive Eintritt Schallaburg (für 4 bis 7 Personen empfohlen)

Montag bis Freitag: 15.00, 16:00, 17:00 Uhr

Samstag, Sonntag und Feiertag: 12:00, 13:00, 14:00, 15:00, 16:00, 17:00, 18:00 Uhr

Zusätzliche Zeiten auf Anfrage.


"Unter Verdacht! Die Akte Losenstein".

Nach dem Erfolg des letztjährigen Escape Rooms gilt es auch heuer wieder ein spannendes, historisches Rätsel zu lösen! Diesmal steht die Schallaburg selbst im Mittelpunkt des Rätsels. Die knifflige Aufgabe lautet: Wie hat Hans Wilhelm von Losenstein Mitte des 16. Jahrhunderts das Bauprojekt Schallaburg finanziert? Ging da alles mit rechten Dingen zu? In fünf Räumen tauchen mutige Entdeckerinnen und Aufdecker tief ein in eine Zeit zwischen Reformation und Gegenreformation, Familiengeheimnissen und dem Umbau der Schallaburg.



Bogenschießen (Termine jeweils sonntags):

10:00 - 13:00 Uhr (Grundkurs 3 Stunden) 75,00 € + Eintritt

13:30 - 14:30 Uhr und 15:00 - 16:00 Uhr (Schnupperkurs 1 Stunde) 20,00 € + Eintritt

Mindesteilnehmer Grundkurs 3 Personen und Schnupperkurs 5 Personen.

Lernen Sie den Umgang mit Pfeil und Bogen im Ambiente einer original renaissancezeitlichen Schießstatt, die vor 500 Jahren als Ort für Unterhaltung, Feste und Wettkämpfe errichtet wurde. Begleitet von zwei Trainern von Bearpaw Vienna können Sie auf der Schallaburg das instinktive Bogenschießen für sich entdecken.

Reiternomaden: Hunnen, Awaren, Bulgaren, Ungarn

Oftmals in der Geschichte als brandschatzende Völker dargestellt – werden die Reiternomaden auf der Schallaburg unter einem anderen Blickwinkel betrachtet und so eröffnet sich eine neue Sicht auf ihre Lebensweisen.

Reiternomaden der eurasischen Steppe. Foto August Aust
Bei den Reiternomaden der eurasischen Steppe genießt kein Tier so viel Ansehen wie das Pferd. Die Pferde der Steppe sind von kleiner Statur, aber besonders genügsam und ausdauernd.

Krieger und Eroberer

... so werden die Reiternomaden üblicherweise wahrgenommen, doch die nomadische Lebensweise war keinesfalls primitiv, sondern eine hoch spezialisierte Anpassung an das Leben in ökologischen Nischen. Dafür waren großes Wissen und Fähigkeiten vonnöten. Sie hinterließen moderne Technologien und Moden und nahmen großen Einfluss auf ihre Umgebung.

Schale und Krug aus einem Schatzfund. Foto August Aust

Schale und Krug stammen aus einem Schatzfund mit 23 Goldgefäßen. Sie gehören einst wohl einem awarischen Fürsten, vielleicht gar einem Khagan. Bei Gelagen oder Banketten stellt der Gastgeber damit Reichtum und erlesenen Geschmack zur Schau.

Reiternomaden als prägende Bestandteile Europas

Wer waren die Völker, die das Karpatenbecken, den unteren Donauraum, aber auch den Osten des heutigen Österreichs über viele Jahrhunderte hinweg geprägt haben? Was bewog sie dazu, aufzubrechen und nach Westen zu wandern? Und warum konnten manche von ihnen bleibende Reiche schaffen, während andere fast spurlos wieder verschwanden? 
Heute wissen wir, dass Reiternomaden mitnichten nur Krieg und Zerstörung gebracht haben, obwohl dies ein Teilaspekt ihrer Interaktion war. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über die einstigen Reiternomaden lösen Stereotype ab und bieten erstmals eine vergleichende Betrachtung dieser Kulturen. Der geographische Raum Niederösterreichs im weiteren Sinne ist für die Erforschung der frühmittelalterlichen Reiternomaden ein Knotenpunkt früher Begegnungen und eine Zone des oft friedlichen Austausches. 

Hunnisches Prunkschwert. Foto August Aust

Aus hunnischer Zeit sind einige "Opfergruben" bekannt. Darin findet man hauptsächlich Waffen, Reit- und Trachtzubehör.

Foto: Prunkschwert und Goldfolien, die einst einen Bogen zierte, sowie goldene Schuhschnallen.

Reiternomadischen Kulturen

Mitteleuropa wurde kontinuierlich von reiternomadischen Kulturen geprägt, die ihre Heimat im eurasiatischen Steppenraum hatten – sie sind ein wichtiger und unterschätzter Puzzlestein in der Entstehung Europas.



„Es ist beeindruckend zu beobachten, welch unterschiedliche Strategien die Reiternomaden verfolgten, um sich in ihrer neuen Heimat zu behaupten. Noch heute ist uns der Hunnenkönig Attila ein Begriff, während das Großreich der Awaren, das sich bis nach Österreich erstreckte, den meisten so gut wie unbekannt ist. Man sieht hier, wie stark unsere Wahrnehmung der Vergangenheit auf der Stärke von Geschichten und Legenden beruht", unterstreicht Kurator Dominik Heher.

Kinderwiege. Foto August Aust

Nicht alle Gegenstände des täglichen Bedarfs erzeugen Nomaden selbst. Häufig tauschen sie die eigenen tierischen Produkte auf Märkten gegen andere Dinge ein. Foto: Kinderwiege

Hunnen

Was wir als das „Volk“ der Hunnen kennen, ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Seinen Kern bilden ostasiatische Reiternomaden, die ab dem 3. Jahrhundert nach Westen drängen. Nomaden aus Zentralasien schließen sich an, teils unter Zwang, teils wegen der Aussicht auf Beute. Im Jahr 375 erreichen die Hunnen das Schwarze Meer und zerschlagen die dortigen Reiche der Alanen und Goten. Die Hunnen nehmen die von ihnen Unterworfenen gerne auf. Rund um den asiatischen Kern der Horde bildet sich so ein vielsprachiger und multikultureller Verband heraus, dessen Macht bald vom Schwarzen Meer bis nach Ungarn reicht. Seinen Höhepunkt erlebt das Reich der Hunnen unter Attila. Der charismatische Kriegsherr hält die Horde zusammen und fordert sogar das mächtige Römische Reich heraus.

Als Attila stirbt, zerfällt das Hunnenreich aber so rasch, wie es einst entstanden ist.
Pfeil und Bogen der Hunnen. Foto August Aust

Die furchterregendste Waffe der Hunnen ist der Bogen, den sie auch vom Pferderücken aus meisterlich beherrschen.

Awaren

Die Geschichte der Awaren in Europa beginnt 558/59: Damals bieten sie dem byzantinischen Kaiser ihre Dienste als fähige Reiterkrieger an. Im Gegenzug ersuchen sie um Siedlungsgebiete, denn die Türken haben sie aus ihrer Heimat verdrängt.

Wer die Awaren sind und woher genau sie kommen, ist unklar, denn die Bezeichnung „Awaren“ ist damals sehr beliebt: Mehrere reiternomadische Gruppen verwenden sie. Vermutlich handelt es sich um einen Stammesverband, der aufgebrochen ist, als sich das Reich der Rouran in der Mongolei und in der Mandschurei auflöste. Etwa 20.000 Krieger kommen mit ihren Familien nach Europa.

Die Awaren siedeln sich zunächst an der unteren Donau an und nehmen ab dem Jahr 568 das Karpatenbecken in Besitz. Dort begründen sie ein Reich, das fast 250 Jahre überdauert und sich an seinem Höhepunkt von Niederösterreich bis ins heutige Rumänien erstreckt.
Grab eines Awaren Kriegers mit Pferd. Foto August Aust

Wie beiden Nomaden Zentralasiens üblich, bestatteten die Awaren, Krieger oft mit einem ganzen Pferd samt Zaumzeug, Sattel und Steigbügel. Frauen wird solche Pferdebestattung nur selten zuteil.

Bulgaren

Im Jahr 680 lässt sich ein Verband nomadischer Stämme nahe der Donaumündung nieder. Die Menschen sprechen wohl eine türkische Sprache, woher sie kommen, ist aber nicht klar. Sie nennen sich „Bulgaren“ – damals eine Art Sammelbegriff für nomadische Gruppen, von denen manche schon früher im Awarenreich lebten. Nach und nach dehnen die Bulgaren ihr Reich bis zum Balkan aus und bringen Byzanz in Bedrängnis. Anders als die Hunnen, Awaren und Ungarn hinterlassen sie im Zuge der Landnahme deutliche Spuren:

Inschriften, riesige Erdwälle und ganze Städte. Im Lauf der Zeit passen sie sich ihrem Umfeld an. Sie übernehmen die Sprache ihrer slawischen Untertanen und den christlichen Glauben ihrer byzantinischen Nachbarn.

Dieses Erste Bulgarische Reich steigt zur Großmacht auf, ehe es 1018 von den Byzantinern vernichtet wird. Die Erinnerung daran bleibt jedoch lebendig und prägt Bulgarien bis heute.

Gürtelschnallen eines bulgarischen Reiterkriegers. Foto August Aust

Gürtel bilden für die Bulgaren - wie auch für die meisten anderen Steppenvölker einen wichtigen Teil ihrer Tracht.

Die Qualität der Beschläge sagt viel über den Rang des Trägers aus. Diese hier gehören zu den schönsten aus dem Bulgarenreich. Sie stammen aus dem Grab eines hochrangigen Reiterkriegers.

Ungarn

Die frühen Ungarn, auch bekannt als Magyaren, sind ein Bündnis von nomadischen Stämmen überwiegend türkischer und finno-ugrischer Herkunft. In der ungarischen Sprache ist diese Vermischung bis heute erkennbar.


Nach Europa kommen die Ungarn nicht ganz freiwillig: Konkurrierende Nomaden verdrängen sie im 9. Jahrhundert aus ihren Gebieten nördlich des Schwarzen Meeres. Eine neue Heimat finden die Ungarn im Karpatenbecken, das sie um 900 fast ohne Gegenwehr in Besitz nehmen. Nach ihrer Ansiedlung leben sie zunächst vom Krieg, sei es als Plünderer, sei es als Söldner für Nachbarreiche. Doch langsam verändert sich das Reich der Steppenkrieger. Die Ungarn werden Christen und errichten ein Königreich, das zum Vorläufer des heutigen ungarischen Staates wird.

Verschiedene Amulette der Reiternomaden aus Ungarn. Foto August Aust

Bei den frühen Ungarn sind viele verschiedene Amulette in Verwendung. Kaurischnecken (oben rechts) werden um den Hals getragen. Sie sollen die Fruchtbarkeit steigern und vor dem bösen Blick schützen.

Das Team der Ausstellung

Eine Kooperation der Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H., Schallaburg, und des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale)


Künstlerische Leitung: Kurt Farasin (bis 31.12.2021)


Ausstellungskonzept und wissenschaftliche Leitung: Falko Daim und Dominik Heher


Wissenschaftliche Arbeitsgruppe: Andrey Aladzhov, Gergely Csiky, Valeri Grigorov, Bence Gulyás, Zsófia Masek, Zsófía Rácz, László Révész, Levente Samu, Rita Soós, Gergely Szenthe, Tivadar Vida 


Ausstellungsarchitektur und -grafik

Gruppe Gut Gestaltung: Jacopo Coen, Lorenzo Colombi, Alfonso Demetz, Uli Prugger

Architektur: Marcus Handsur, Ileana Ion



Illustration: Martin Stark


Kooperationspartner:

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie – Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale)

National Archaeological Institute with Museum – Bulgarian Academy of Sciences, Sofia

Hungarian National Museum, Budapest


Renaissanceschloss Schallaburg - Anfahrt:

Anfahrt mit dem Auto:

Von der Autobahn kommend nehmen Sie die Ausfahrt Melk oder Loosdorf. Von dort folgen Sie der Beschilderung bis zur Schallaburg. 


Parken (Gratis):

Parkplätze für Autobus und PKW ausreichend vorhanden.


Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

Bahnhof Melk und Linie 721 oder Bahnhof Loosdorf und Regionalbus 686 bis Anzendorf + 10 Minuten zu Fuß steil bergauf.


Fahrpläne:

https://www.vor.at/

 Text Quellenangabe:

https://www.schallaburg.at/de/presse

https://www.schallaburg.at/de/ausstellung/reiternomaden-in-europa

https://www.schallaburg.at/de/ausstellung

Fotos:

August Aust

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